Konstruktiver Umgang mit Fehlern, Irrtümern und Fehlentscheidungen

Fehler gehören zum Leben dazu, das lernt jedes Kind.

Was wir allerdings nicht lernen ist, wie wir damit umgehen, wenn wir einen solchen Fehler oder Irrtum erkennen.

Denn den meisten von uns ist das sehr unangenehm. Vor allen Dingen dann, wenn unsere Irrungen und Wirrungen auch für andere Menschen sichtbar sind, wir uns damit also nicht verstecken können.

Häufig schämen wir uns dafür und diese Scham geht einher mit einer Litanei an Selbstkritik und -vorwürfen.

Wie konnte ich nur so dumm sein?

Warum habe ich das nicht früher gecheckt?

Ich krieg‘s einfach nicht auf die Reihe, ich bin zu blöd dazu.

Kommen dir solche und ähnliche Gedanken bekannt vor?

In diesen Situationen würden wir uns dann manchmal am liebsten unter der Bettdecke verkriechen und nie wieder hervorkommen.

Aus Mangel an Handwerkszeug, sich in solch einem Fall gut selbst zu führen, verfallen wir oftmals in einen von zwei Kompensationsmechanismen:

Entweder wir verdrängen unseren Irrtum, versuchen uns selbst und andere davon abzulenken und tun so, als ob nichts geschehen wäre.

Oder wir bewegen uns schnellstmöglich in den Sumpf aus endlosen Entschuldigungen, Selbstgeißelung und der Erkenntnis, dass wir es einfach nicht besser verdient haben, als nun die bittere Suppe auszulöffeln, die wir uns selbst eingebrockt haben.

Beide Optionen sind wenig hilfreich.

Im ersten Fall können wir nichts aus dem Fehler lernen und verlieren möglicherweise auch anderen gegenüber an Glaubwürdigkeit und Reputation, weil wir den offensichtlichen Irrtum leugnen.

Im zweiten Szenario fühlen wir uns unangemessen schlecht, machen uns klein und verlieren jegliches Selbstvertrauen.

 

Wie würde also ein gutes inneres Leadership in so einem Fall aussehen?

Ich teile an dieser Stelle einige Vorschläge aus meiner persönlichen Erfahrung mit dir:

#1 Vorbei ist vorbei

Der Fehler liegt in der Vergangenheit und du kannst ihn nicht mehr ändern. Also ist es völlige Energieverschwendung, überhaupt nur darüber nachzudenken, was gewesen wäre, wenn… oder warum du es nicht vorher gecheckt hast.

Lass den Fehler konsequent dort, wo er hingehört, nämlich hinter dir und schau nach vorne.

Die entscheidende Frage lautet: Was nun?

Was braucht es jetzt, um den Irrtum zu korrigieren?

Was kannst du jetzt aktiv tun, um möglichen angerichteten Schaden wieder gut zu machen oder zu minimieren?

Du sitzt nach wie vor am Steuerrad deines Lebens und kannst in jedem Moment neue, kraftvolle Entscheidungen treffen.

 

#2 Was ist dein Learning daraus?

Nimm dir Zeit, um bewusst zu reflektieren, was du aus dieser Situation gelernt hast. Dieser Moment der Reflektion kann und sollte kurz sein. Du brauchst nicht ewig darüber zu grübeln.

Aber es ist wichtig, dass du eine oder mehrere klar formulierte Erkenntnisse daraus mitnimmst.

 

#3 Beobachte deine Emotionen, ohne ins Drama zu gehen

Neben der Scham können Gefühle von Schuld, Wut, Traurigkeit, Angst, Verzweiflung, Frustration und Ähnliches auftauchen.

Es ist wichtig, diese Emotionen zu fühlen und sie nicht wegzudrücken. Ebenso wichtig ist es allerdings, dich selbst dabei zu beobachten und sicherzustellen, dass du dich nicht in ein inneres Drama hineinziehen lässt.

Alles, was es zu tun gilt, ist, die emotionalen Wellen aus der Position eines neutralen Beobachters heraus wahrzunehmen, ohne sie verändern oder wegmachen zu wollen.

Sobald du bemerkst, dass du in irgendeine Form von Drama rutschst, indem sich dein Verstand in Horrorszenarien oder Selbstverurteilung stürzt, ist es deine Aufgabe, dies rigoros zu unterbinden.

Deine einzige Aufgabe ist es, aus einer neutralen Perspektive heraus Emotionen wahrzunehmen und zu bemerken. Sonst nichts.

 

#4 Hol deinen Körper mit ins Boot

Was in deinem System abläuft, nachdem du einen Fehler oder Irrtum erkannt hast, sind mit großer Wahrscheinlichkeit sehr gewohnte und über lange Zeit eingeprägte Muster. Sie sind fest in deinem Körper eingespeichert.

Auf jegliche der oben genannten Emotionen wird dein Körper mit Empfindungen reagieren. Beispielsweise können sie einen Kloß im Hals, Druck auf der Brust, Herzrasen, Schwitzen, Enge, Kontraktion oder gar Schmerzen auslösen.

Mitunter können diese Empfindungen sehr intensiv, ja unangenehm sein. Lass dich davon nicht abbringen und mach dir klar, dass es lediglich intensive Empfindungen sind. Nicht mehr und nicht weniger. Du stirbst nicht daran und es passiert auch sonst nichts Schlimmes.

Im Laufe der Zeit trainierst du dich selbst darin, solche Intensitäten immer besser halten zu können – ähnlich wie ein Sportler sich an hohe Trainingsreize gewöhnt.

Indem du auch diese körperlichen Reaktionen aufmerksam beobachtest, hilfst du deinem Körper die eingeschlossenen Emotionen freizugeben und eingefahrene Muster aufzulösen.

Aus der Quantenphysik wissen wir, dass der Beobachter allein durch den Akt der Beobachtung das Ergebnis beeinflusst.

Tatsächlich deckt sich das mit meiner persönlichen Erfahrung: In vielen Fällen lösen sich Emotionen oder eingeschliffene Denk- und Verhaltensweisen schlicht und ergreifend durch das bewusste Wahrnehmen und Anerkennen. Wichtig dabei ist, dass du nicht analysierst oder interpretierst!

In den Fällen, in denen du damit nicht weiterkommst, ist es möglicherweise hilfreich, dir Unterstützung beim Lösen dieser abgespeicherten Konditionierungen zu holen.

 

Wenn du diese Punkte befolgst, wirst du feststellen, dass du völlig anders mit vermeintlichen Fehltritten umgehen kannst. Du kannst die Verantwortung dafür übernehmen, ohne dich selbst dafür zu bestrafen.

 

Fehler erkannt, draus gelernt, weiter geht‘s!

Last, but not least:

Mach dir bewusst, dass…

… Fehler integraler Bestandteil einer jeden Erfolgsstory sind.
Menschen werden richtig gut in einer Sache, indem sie aus Fehlern lernen. Nur sehen wir diese holprige Vorgeschichte nicht, wenn wir Menschen begegnen, die erfolgreich mit etwas sind (egal, um welchen Lebensbereich es sich handelt). Wir sehen nur das beeindruckende Ergebnis.

 

…Scham keinerlei nützliche Funktion besitzt.
Ich gehe sogar so weit zu behaupten, dass Scham lediglich Teil unseres Selbstsabotage-Programms ist. Es bringt keine konstruktive Verbesserung der Situation, wenn du dich für deinen Fauxpas schämst. Also kannst du es getrost einfach bleiben lassen (das sage ich, als die ehemalige ‚queen of shame‘!).

Ich hoffe sehr, dass dieser Artikel dir dabei hilft, künftig mehr Leichtigkeit mit Fehlern und vermeintlich falschen Entscheidungen zu haben, ohne die damit verbundene Verantwortung zu vermeiden.

Getreu dem Motto: Es ist passiert. Was jetzt?

Herzlichst,

Carolin

Carolin Otzelberger

Mentorin und Sparringspartnerin für Menschen, die Menschen führen:

Ausbildung und Supervision in Inner Leadership und effektiver Selbstführung.


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